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[Archiv] Mein ziemlich kleiner Freund – Ganz groß

Ursprünglich gepostet am: 25. August 2016 auf filmosophie.com

Diane (Virginie Efira), Anwältin und Single, erhält eines Abends einen unerwarteten Anruf. Am anderen Ende der Leitung: Alexandre (Jean Dujardin), ein charmanter Architekt, der von ihrem Handy aus anruft, welches sie in einem Restaurant hat liegen lassen. Nach einer kleinen Plänkelei willigt Diane gerne in ein Treffen zur Übergabe ein. Doch die Verabredung nimmt eine so nicht erwartete Wendung. Denn als Diane im Restaurant auf Alexandre trifft, steht vor ihr: ein Winzling, gerade mal knapp 1,40 m groß! Nachdem dieser allerdings so unbeschwert mit seiner „Größe“ umgeht und sie auf die verrücktesten Dates entführt, weicht bei Diane der anfängliche Schock einer großen Sympathie für diesen Mann. Und der Sympathie folgt Liebe. Dianes Umfeld jedoch reagiert konsterniert auf das ungleiche Paar. Und am Ende stellt sich die Frage: Besitzt Diane die Größe, die Skepsis der Umstehenden zu ignorieren und auf ihr Herz zu hören?

Ihr dachtet Größe sei wichtig? Dann werdet ihr wohl nach diesem Film anders denken. Ich möchte behaupten, dass dieser Film von Regisseur Laurent Tirard, der schon mit den Verfilmungen der Buchreihe „Der kleine Nick“ Erfolge feierte, die romantische Sommerkömodie ist, die diesem Jahr noch gefehlt hat.

Ich bin in der Regel ein Fan von Originalversionen und so habe ich der Pressevorführung der deutschen Version ein bisschen nervös entgegen geschaut. Doch ich wurde eines besseren belehrt, denn der Film lebt zu einem großen Teil von seiner wirklich tollen Situationskomik, seinem Dialogwitz und seiner schönen und unkitschig erzählten Story aus der Feder von Regisseur Tirard und Drehbuchautor Grégoire Vigneron, die allesamt auch in der deutschen Fassung ihren Charme nicht verlieren. Nebenbei schafft es Tirard auch gekonnt die Klischees und rührseeligen Momente zu umschiffen, die solch ein Thema mit sich bringt. Wenn man einen Kritikpunkt finden wollen würde, dann der, dass die Geschichte im Kern recht konventionell ist. Doch Tirard hat vermutlich auch nicht vor das Rad neu zu erfinden – warum auch, denn es darf und sollte auch einmal einfach nur eine schöne Kömodie sein.

Zur gleichen Zeit hält der Film dem Zuschauer aber auch nicht die Moralkeule und die Toleranzbotschaft gegenüber körperlich Behinderten vor die Nase, die während des ganzen Films mitschwingt (wäre ungewöhnlich wenn nicht). Sie hält sich jedoch immer dezent im Hintergrund. Und wenn sie dann doch mal zur Sprache kommt, wird sie auf wirklich charmante Art und Weise behandelt bzw. diskutiert. Vielmehr ist aber die Botschaft des Films, dass es wichtig ist zu sich selbst zu stehen und zu der Person die man liebt. Oder genauer gesagt zeigt der Film an vielen Stellen, dass wir leider mit von der Gesellschaft und der Industrie vorgefertigten Bildern in die Liebe gehen und wenn die Wirklichkeit mit diesen nicht deckungsgleich ist, fangen wir an der Liebe zu zweifeln.

Einen nicht kleinen Anteil am Charme und Humor dieser Kömodie haben aber die beiden Hauptdarsteller Virginie Efira und Jean Dujardin, die von Beginn an miteinander harmonieren und das perfekte Leinwandpaar sind. Allen voran aber Dujardin, der mit seiner fast üblichen charmanten Art der Hauptfigur eine faszinierende Tiefe einhaucht. Während kleine Menschen im wirklichen Leben tatsächlich einen starken und selbstsicheren Charakter haben müssen um sich behaupten zu können, musste sich Dujardin erst in diese Rolle einfinden. Und das macht er sehr gut. Dabei versprüht er einen fast schon unwiderstehlichen Charmes eines Menschen, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, dazu noch höchst charmant und verführerisch ist und alles direkt anpackt – und das alles ohne dabei schleimig oder aufgesetzt zu wirken.

Wie gesagt, Mein ziemlich kleiner Freund erfindet das Genre der RomCom nicht neu und präsentiert keinen neuen, unkonventionellen Plot, doch die Zusammensetzung der beiden beteiligten Parteien ist erfrischend (neu) und am Ende vermag der Film dem Zuschauer ein erfrischendes Lächeln auf die Lippen zaubern.

Kinostart: 1. September 2016