Ursprünglich gepostet am: 17. November 2015 auf filmosophie.com
Vor dem Hintergrund des Kalten Kriegs erzählt der Thriller Bridge of Spies die Geschichte des Versicherungsanwalts James Donovan (Tom Hanks) aus Brooklyn, der plötzlich in das weltpolitische Geschehen verwickelt wird. Zum Unmut seiner Familie und seines Umfeldes, wird Donovan von seiner Anwaltskanzlei dazu berufen, als Pflichtverteidiger für den kurz davor verhafteten KGB-Agenten Rudolf Abel (Mark Rylance) zu fungieren. Als kurze Zeit später der US-amerikanischen U-2-Pilot Francis Gary Powers (Austin Stowell) über der Sowjetunion abgeschossen und dort als Spion veruteilt wird, tritt der CIA an Donovan heran und beauftragt ihn den Austausch der beiden Gefangenen zu organisieren. Schnell merkt Donovan aber, dass Powers und Abel nicht die einzigen sind, die nach Hause gebracht werden müssen.
Das Duo Steven Spielberg und Tom Hanks hat sich in den letzten Jahren zu einer festen Instanz entwickelt, wenn es um die Verfilmung amerikanischer Geschichte oder besser gesagt Weltgeschichte geht. Saving Privat Ryan, Band of Brothers oder The Pacific sind da zweifelsohne zu nennen. Brigde of Spies verlässt dahingehend den 2. Weltkrieg als Schauplatz und steigt in die Phase des Kalten Krieges ein, doch reiht sich da nahtlos ein. Mit seinem letzten Film knüpft Spielberg aus dramaturgischer Sicht aber auch in vielem an München und mehr sogar an seinen Kinoerfolg Lincoln an. Wie auch schon bei der Geschichte um den berühmten US-Präsidenten, widmet Spielberg sich einer Art „single man history“ oder besser gesagt den Geschichten hinter den Geschichte und wirft dabei ein Blick auf die Menschen, die an entscheidenden Momenten der Weltgeschichte beteiligt waren. Das nicht nur aus biographischer Sicht, sondern auch aus persönlicher Sicht und so lässt Spielberg die Zuschauer Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt und vor allem die Überzeugungen dieser Personen bekommen, was eine weitaus tiefere Bindung zulässt.
Genau wie in seinem Präsidentenportrait schafft es Spielberg auch in diesem Film trotz des ernsten Themas, das Ganze mit einer gewissen charmanten Portion Humor zu versehen, die Hanks auch so sehr passend rüberbringt. Und das auch unterstützt durch die gekonnt geschliefenen Dialoge der Drehbuchautoren Ethan und Joel Coen. Überhaupt, Tom Hanks macht seine Rolle gut und balanciert dabei gekonnt zwischen der Ernsthaftigkeit und diesen Momenten des Humors und der Menschlichkeit, die gerade Donovan antreibt und einen krassen Gegensatz zur damaligen politischen Stimmung in der Bevölkerung darstellt. Vielleicht kommt aber stellenweise die Schlitzorigkeit zu kurz, die sich Hanks alias Donovan im Verlauf der Operation aneignet oder besser gesagt aneignen muss, um überhaupt in dieser kniffliegen Lage überstehen zu können, in der jeder nur um seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Zumindest denkt man, dass eine Person wie Donovan in so einer Situation vor Dreistigkeit nur so strotzen müsste. Doch vielleicht ist dieser vermeintliche Mangel auch gut, denn Donovan ist die einzige Person in diesem Schachspiel, die die menschliche Seite dieses Austausches sieht und dabei nicht von weltumfassenden politischen Gedanken gelenkt ist, in denen ein Mensch eigentlich nur eine unpersönliche Zahl ist.
Spielberg schafft es, neben der Tatsache eine authentischen Stimmung der Zeit widerzugeben, aber auch – und das ist wohl das Beste an diesem Film – nicht in unnötigen amerikanischen Patriotismus und eine emotionsgeladene „bring our boys home“ Stimmung zu verfallen. Er stellt die historische Situation dar wie sie war: ein „Duell“ zwischen den damals beiden vorherrschenden Weltmächten, die beide eigentlich um die Notwendigkeit des Austausches wissen, doch sich auf der offenen Bühne keine Blöße geben wollen und dürfen. Wer zu erst blinzelt, hat verloren- und so passiert es, dass die Weltpolitik zu einer Hinterzimmer-Politik wird.
Und bei aller Sympathie oder Antipathie die man für die DDR haben mag, es ist auch historisch richtig, dass sie – trotz aller Bemühungen um auf dem weltpolitischem Parkett eine eigene Hauptrolle zu haben -, am Ende doch nur eine unwichtige Nebenrolle darstellte. Und das kommt im Film mehr als einmal deutlich rüber.
Kinostart: 26. November 2015