Ursprünglich gepostet am: 09. Oktober 2016 auf filmosophie.com
Die Stadt Rose Creek steht unter der tödlichen Kontrolle des Geschäftsmanns Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard). Die verzweifelten Einwohner, darunter auch Haley Bennett, engagieren daher zu ihrem Schutz sieben Outlaws, Kopfgeldjäger, Spieler und Revolverhelden – Sam Chisolm (Denzel Washington), Josh Farraday (Chris Pratt), Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke), Jack Horne (Vincent D’Onofrio), Billy Rocks (Byung-Hun Lee), Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo) und Red Harvest (Martin Sensmeier). Während sie die Stadt auf den gewalttätigen Showdown vorbereiten, der unausweichlich bevorsteht, finden diese sieben Söldner heraus, dass es bei ihrem Kampf um mehr als nur um Geld geht.
Es scheint, als würde Hollywood in den letzten Jahren nicht viel Neues einfallen. Und so kommt es vielleicht nicht von ungefähr, dass in letzter Zeit immer mehr Relaunches und Remakes bekannter Filmklassiker ihren Weg in die Kinos finden. Nun hat es auch den Westernklassiker Die Glorreichen Sieben von John Sturges von 1960 „getroffen“.
Im Grunde genommen sind Remakes per se nichts Schlimmes. Von Fack ju Göhte hat es nun aufgrund des Erfolges auch schon ein spanischsprachiges Remake gegeben. Und im Grunde genommene ist Sturges Film auch nichts anderes als ein Remake des 6 Jahre zuvor erschienenen Films Die Sieben Samurai von Aki Kurosawa. Der Clou bei dem Western mit Yul Brynner war jedoch, dass er die Grundgeschichte um die sieben Helden von Japan in den amerikanischen Wilden Westen verfrachtet hat und dies in einer Zeit, in der der Western seine Blütezeit erlebte.
Nun hat sich Regisseur Antoine Fuqua an eine, sagen wir besser, Neuverfilmung des Westernklassikers gewagt und das heute, wo man die klassischen Western praktisch an einer Hand abzählen kann. Das Gute ist, dass Fuqua auch nicht versucht das Rad neu zu erfinden und somit liefert er einen klassischen Genrefilm ab, der nicht durch Extravaganzen auffallen will. Die wohl markanteste Änderung die die Neuauflage vollzieht, ist, dass er zwar die Charaktere im Großen und Ganzen, besonders in ihren Grundzügen, wie im Film von Sturges belässt, sie aber teils auch entstaubt und neue Erscheinungen gibt. So steht z.B. an der Stelle des markanten glatzköpfigen Brynner Denzel Washington in der Rolle des teils Wortkargen Anführers der Glorreichen Sieben. Und wer genau hinschaut, wird auch merken, dass die Geschichte teils vom Original abweicht,wie z.B. die starke Figur von Emma Cullen (Bennett). So gibt es auch keinen Horst Buchholz, der am Ende beschließt bei den Dorfbewohnern zu bleiben. Nur um zwei Details zu nennen.
Doch so sehr ich den Film und die Idee einer Neuauflage interessant fand, musste ich feststellen, dass das Zusammenspiel der Charaktere, besonders zwischen den Protagonisten selbst, stellenweise enttäuschend ist. Manche Interaktion, wie z.B. die der beiden ehemaligen Bürgerkriegsrivalen Sam Chisolm (Washington) und Goodnight Robicheaux (Hawke) ist mehr als interessant und macht Lust auf mehr. Doch durchaus vielversprechende Paarungen und dynamische Gegensätze wie z.B. zwischen Vasquez (Garcia-Rulfo) und Farraday (Pratt) werden nicht ausgeweitet und nur stiefmütterlich behandelt oder nur in einer einzigen Szene angedeutet und dann gar nicht mehr entwickelt, wie die zwischen dem skurril aber interessant anmutenden früheren Indianerjäger Horne (D’Onofrio) und dem Indianer Harvest (Sensmeier). Einzeln sind die Charaktere somit zu selten oder besser zu spät im Film interessant, auch wenn Ausnahmen wie eben Chilsom und Robicheaux oder der exentrische Bösewicht Bartholomew Bogue (Sarsgaard) die Regel bestätigen. Doch auf paradoxe Weise spürt man, dass diese sieben Rächer der Enterbten dann doch zusammen interagieren und mit einandern harmonieren können und dies in den klassisch inszenierten Schießerein mit den Handlangern von Bogue. Und gerade auch in diesen Szenen, spielt der Film seine Stärken aus und man spürt, dass die Situationen immer wieder auf Messers Schneide stehen.
Doch so sehr die Gruppe der Glorreichen Sieben von ihrer Figurenkonstellation her ein zusammengewürfelter Haufen ist und sein muss, mehr Zusammenspiel wäre alles in allem wünschenswert gewesen.
Am Ende lässt einen das Gefühl nicht los, dass sich Fuqua mit seiner Version der Geschichte von der von John Sturges absetzten wollte und am Ende doch an diesem Anspruch ein bisschen scheitert. Vielleicht ist der Schatten des Klassikers dann doch zu groß. Wie ein kleine aber auch zu spät kommende Hommage, erklingt dann am Ende über den Credits das von James Horner und Simon Franglen neu arrangierte Thema von Elmer Bernstein.
Ob eigenständiger Film mit Schwächen oder hinter den Ansprüchen zurückgebliebene Hommage, ein in meinen Augen sehr bitterer Beigeschmackt bleibt am Ende dann doch. Wenn man schon einen klassischen Western inszeniert, mit tollen Bildern von weiter Prärie, sie die Mühe macht für den Film ein Dorf nachzubauen und alle klassischen Register des Genres zieht, warum um alles in der Welt muss man dann die letzte Szene, in der noch einmal die Gräber der verstorbenen Mitglieder der Glorreichen Sieben vor dem wildwest Hintergrund samt Dorf gezeigt werden, mit einer dazu noch wirklich unschönen Computer animierten Szene darstellen??
Kinostart: 22. September 2016