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[Archiv] Money Monster – Implosion im TV-Studio

Ursprünglich gepostet am: 22. Mai 2016 auf filmosophie.com

Im Thriller Money Monster von Jodie Foster spielt George Clooney den selbstverliebten TV-Moderator Lee Gates, der es durch seine erfolgreiche Finanzshow „Money Monster“ im Fernsehen zu einiger Berühmtheit gebracht hat. Er genießt den Ruf, das Geld-Genie der Wall Street zu sein. Doch nachdem er seinen Zuschauern eine High-Tech-Aktie empfohlen hat, deren Kurs anschließend auf mysteriöse Weise abstürzt, nimmt ein wütender Investor (Jack O’Connell) Gates, seine Crew und seine Star-Produzentin Patty Fenn (Julia Roberts) Live on Air als Geisel. Der Film zeigt in Realzeit, wie Gates und Fenn verzweifelt versuchen, am Leben zu bleiben und gleichzeitig die Wahrheit hinter einem Netz aus Lügen rund um das „große Geld“ aufzudecken.

Ich glaube jeder weiß mittlerweile, dass die romantischen Zeiten aus Capras It’s a Wonderful Life, in denen das eigene Geld noch in physischer Form im Safe bei der Bank des Vertrauens lagert, längst vorbei sind. Heute ist das Geld zu Bits und Bytes mutiert, die tagtäglich und im Sekundentakt zwischen den Servern der weltweiten Finanzmärkten hin und her geschoben werden. Der Mensch ist hier schon längst in den Hintergrund gerückt. Und wir wissen auch, dass die Menschen hinter diesen ganzen Fonds und Transaktionen zweifelsohne nicht immer das Wohl der Allgemeinheit im Sinn haben. Was wir aber bei dieser ganzen Sache immer wieder vergessen, ist, dass die Medien und die Berichterstattung den Finanzmärkten an der Macht der Finanzmärkte nicht ganz unschuldig sind, denn es sind sie, die ohne daran zu zweifeln, die verheißungsvollen Botschaften verbreiten. Und genau hier setzt Regisseurin Jodie Foster an. So wird das kleine TV-Studio von „Money Monster“ als Sinnbild für die Verstrickungen der Medien mit den Finanzmärkten. In den engen Räumen spielt sich somit die wahre Tragödie ab, die in der Masse draußen in der Regel untergeht. Damit ist der Film auch nicht zwangsläufig eine Kritik am Finanzsystem, sondern vielmehr an den Medien und an uns, die bei diesem Spiel mitmachen.

Doch das Beruhigende ist: es gibt Hoffnung (scheinbar). Denn auch selbstverliebte Menschen wie Gates können erkennen, dass auch sie nur ein Rädchen im großen System sind und, dass die wahren Strippenzieher weiter oben sitzen. So entwickelt sich das Studio immer mehr zur Keimzelle eines medialen Aufstandes, der die wahren Hintergründe hinter dem Kursturz aufdeckt oder zumindest aufdecken will. Und doch bleibt trotz dieser Entwicklung auch hier während des Films immer wieder die Frage offen, ob die Botschaft überhaupt bei den Menschen ankommt und diese kleine Revolution Erfolg haben kann.

Das Gute an Fosters Inszenierung ist neben den spannenden Figurenkonstellationen Robert-Clooney und vor allem Clooney- O’Connell, dass sie während dieses kleinen Aufstandes nicht mit dem Finger auf den oder die Schuldigen zeigt, sondern eher indirekt. So wechselt der Film mit stellenweise schon fast sarkastischem Humor auch immer wieder die Sichtweise und führt den Zuschauer dabei immer wieder gekonnt in die Irre. Und damit beantwortet sie aber nicht die Frage, ob diese kleine Revolution erfolgreich sein wird oder nicht. Sondern unterschwellig stellt sie immer wieder die Frage: wer sind hier eigentlich die wahren Schuldigen? Selbst wenn der Film indirekt schon eine Antwort, eine Blickrichtung darauf gibt (Maschinen machen keine Fehler), bleibt die Frage zu Recht offen – und das nicht nur auf der Ebene der Inszenierung, sondern auch auf der Ebene der Figuren und hier besonders Robert-Clooney. Daher lautet die eigentlich Frage: Sind es die Banken und Finanzhaie, die uns das blauen vom Himmel versprechen? Sind es die Medien, die bereitwillig die Botschaft des schnellen Geldes verbreiten und immer damit weiter machen? Oder sind es am Ende wir, die dieses Spiel mitspielen, diesem Money Monster doch schon erlegen sind und am Ende sogar bereit sind, das eigene Geld über das Leben eines Menschen zu stellen.

Kinostart: 26. Mai 2016