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Spurensuche: Berliner Adress-, Telefon- und Branchenbücher

In den Archiven und in den Bibliotheken finden sich nicht nur historische Akten oder historische Zeitungsartikel, sondern auch historische Adress-, Telefon- und Branchenbücher. Obwohl sie vor allem für die Ahnenforschung von Interesse sind, finden sich hier auch Informationen die für die medien- und filmhistorische Forschung hilfreich sein können. So lässt sich z.B. anhand der Adresse und der oft auch dort vorhandenen Werbeanzeigen die Entwicklung eine Firma oder auch den Lebensweg einer Person erkunden oder ergänzen.

Berliner Adress-, Telefon- und Branchenbücher 1707 – 1991/1992

Screenshot der Seite „Berliner Adress-, Telefon- und Branchenbücher 1707 – 1991/1992“

Wer zur Geschichte Berlins oder über Personen aus Berlin forscht, wird in den digital und online verfügbaren Berliner Adress-, Telefon- und Branchenbücher in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin eine spannende Quelle finden. Ungeachtet einzelner Überlieferungslücken und kriegsbedingter Verluste, umfasst die Sammlung die recht gut digitalisierten Adress-, Telefon- und Branchenbücher für die Jahre zwischen 1707 und 1991. Ebenfalls interessant ist dabei, dass die Sammlung für die Zeit nach 1945 nicht nur die Telefonbücher aus West-Berlin beinhaltet, sondern auch die Bücher aus Ost-Berlin.

Die Navigation innerhalb der einzelnen Bücher erfolgt über die Navigationsleite auf der rechten Seite, wobei die einzelnen Punkte der Gliederung durch Klicken auf das Plus-Zeichen ausgeklappt werden können.

Screenshot des Menüs des Adressbuches 1943

Bei genauerem Durchforsten der verschiedenen Quellen wird deutlich, dass die Form der Bücher unterscheidet und sie immer im Kontext der Zeit gesehen werden müssen. So ist es nicht verwunderlich, dass im klassischen nach Namen geordneten Telefonbuch nur die Namen und Personen aufgelistet sind, die zur jeweiligen Zeit einen Telefonanschluss besaßen. Hilfreicher sind bei der Recherche nach Personen die Adressbücher der Stadt, die lange Zeit sowohl nach Adressen – für jede Adresse werden die Hausbesitzer:innen, Verwalter:innen und Bewohner:innen samt Berufe aufgelistet – als auch nach Nachnamen geordnet sind.

Aber auch hier gilt es einiges zu beachten, denn das heutige „Groß-Berlin“ entstand erst im Jahr 1920. Das heißt, dass vor 1920 zahlreiche Bezirke Berlins wie z.B. Charlottenburg und Wilmersdorf und deren Bewohner:innen zwar in den Adress-, Telefon- und Branchenbücher aufgelistet sind, jedoch nicht unter „Berlin“ sondern unter der Kategorie „Vororte“ oder ähnlich zu finden sind.
Bei der Suche nach Straßennamen muss darüber hinaus beachtet werden, dass gerade in einer so großen Stadt wie Berlin mit so einer wechselhaften Geschichte, die Straßen und Plätze nicht immer die gleichen Namen hatten. So hieß z.B. der zwischen 1904 und 1908 erbaute „Theodor-Heuss-Platz“ im Bezirk Westend bis 1933 eigentlich „Reichskanzlerplatz“, zwischen 1933 und 1947 „Adolf-Hitler-Platz“ und zwischen 1947 und 1963 wieder „Reichskanzlerplatz“. Erst im Dezember 1963 erhielt er den Namen des ersten deutschen Bundespräsidenten.
Ganz hilfreich bei der „Entschlüsselung“ der Texte – besonders für Ungeübte – ist die Lesehilfe für Frakturschrift, die sich auf der Startseite der Sammlung in der rechte Leiste befindet.

Ein kleines Juwel der Sammlung ist das „Jüdische Adressbuch für Gross-Berlin“ (über ein extra Fenster auf der Startseite erreichbar), das einen Einblick sowohl in das Leben der jüdischen Bevölkerung Berlins als auch in die Verwaltung und die Einrichtungen der Berliner jüdischen Gemeinde gibt. Leider erschien das Adressbuch nur 2 Mal und somit gibt es nur die Ausgaben 1929/1930 und 1931/1932.

Trotz vieler positiver Aspekte dieser Forschungsquelle, gibt es auch ein paar Kritikpunkte.
Allen voran die Geschwindigkeit der Seite oder besser gesagt die Geschwindigkeit der Darstellung der digitalisierten Quellen. Blättert man sich länger durch die einzelnen Bücher, kann es passieren, dass die Darstellung der Seiten immer langsamer wird und das Aufrufen der einzelnen Seiten länger dauert als vorher. Das ist zwar kein Drama und kann durch Neuladen der Seite einigermaßen wieder behoben werden, dennoch ist es nervig, gerade wenn man länger in einem Buch suchen möchte.
Der zweite Kritikpunkt ist die OCR-Suche. Es ist möglich sowohl über die Startseite (siehe Bild unten) als auch über die Menüs der einzelnen Quellen (siehe Bild zum Adressbuch 1943) zu suchen – wobei ich aus eigener Erfahrung letzteren Weg empfehle.

Screenshot der Startseite „Berliner Adress-, Telefon- und Branchenbücher 1707 – 1991/1992“

Das Problem ist dabei eigentlich nicht die OCR-Suche per se, die eine sehr gute Trefferquote hat und die Fakturschrift gut lesen kann, sondern vielmehr die Darstellung der Treffer. Wie am folgenden Beispiel zu sehen ist, erkennt der Algorithmus zwar das Wort „Müller“, jedoch werden die in Fraktur gedruckten Treffer nicht richtig in die Schriftart der Website übersetzt und stattdessen als eine Art Buchstaben-Kauderwelsch dargestellt. Auch das ist nicht wirklich dramatisch, jedoch ist es schade, denn es gibt zahlreichen andere Anwendungen dieser Art bei denen die Darstellung der Frankturschrift besser gelingt.

Screenshot des Suchergebnisses im Adressbuch 1932