Zum Inhalt springen
Startseite » Forschungsschwerpunkte » Ein Leben für den Film

Ein Leben für den Film

Die Dissertation entstand im Rahmen meiner Promotion an der Universität Hamburg, wo ich als Mitglied und Stipendiat des Graduiertenkollegs Geisteswissenschaften bei Prof. Dr. Thomas Weber zwischen 2015 und 2019 promoviert habe. Zweitbetreuerin war Prof. Dr. Ursula von Keitz von der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF (Potsdam).
Sie befasst sich mit den alternativen Filmproduktionsformen der privaten freien Filmhersteller in der DDR und hier genauer mit dem Filmschaffen des wohl produktivsten dieser Akteure, Horst Klein (1920–1994).

Beim Thema der alternativen Filmproduktionsformen in der DDR knüpft die Arbeit lose an meine Forschungsarbeit über das Werk des Potsdamer Amateurfilmers Dr. Karl-Heinz Straßburg an, die im Rahmen des im Filmmuseum Potsdam angesiedelten und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg geförderten Projekts „Regionale Bilder auf Filmen (1950-1990)“ entstand. Ein Projekt, in dessen Verlauf ich von 2014 bis Ende 2017 auch bei Sichtung und Erschließung mehrerer Filmbestände aus DDR-Amateurfilmstudios eingebunden war.
Ebenso bildet die Dissertation eine lose Weiterführung meiner Masterarbeit („Geschichte(n) der DDR. Betrachtung des Internet-Archivs. ,Wir waren so frei … Momentaufnahmen 1989/1990‘ mit Jean-Luc Godard„) an der Universität Potsdam aus dem Jahr 2013, in der ich mich mit einem Amateurfilmarchiv der Deutschen Kinemathek befasst habe.

Private freie Filmhersteller, d.h. freischaffende professionelle Filmemacher, die in Personalunion und im eigenen Studio Auftragsproduktionen drehten, bildeten in der streng institutionalisierten DDR eine wichtige Ausnahme. Sie befanden sich in einer Position zwischen dem staatlich kontrollierten Amateurfilmwesen und den staatlichen Medienanstalten wie der für Spiel- und Dokumentarfilm zuständigen Deutschen Film AG (DEFA) und dem DFF und ergänzten auf vielfältige Art und Weise die Medienlandschaft der DDR .
Horst Klein gehört mit seiner fast 53-jährigen Karriere als Freischaffender zu den produktivsten dieser Gruppe von Filmeschaffenden. Er stellte sowohl für mehrere staatliche Institutionen in der DDR (u. a. den FDGB und die Liga für Völkerfreundschaft) als auch ab 1953 (also bereits kurz nach dem Start des offiziellen Versuchsprogramms im Jahr 1952) für das staatliche Fernsehen, den DFF (Deutscher Fernsehfunk, später Fernsehen der DDR), Auftragsproduktionen her. Dabei produzierte Klein in seiner Karriere als privater freier Filmhersteller ungefähr 916 Filmbeiträge bzw. genauer Gebrauchsfilme (davon circa 891 in der SBZ und DDR) .

Ausgehend von Kleins bedeutender professioneller Karriere als Freischaffender, widmet sich die Dissertation der Frage: „Wie groß war der Beitrag Horst Kleins für die Gebrauchsfilmproduktion der SBZ und der DDR wirklich und wie konnte er sich während dieser Zeit im wandelnden System der Film- und Fernsehproduktion des Landes als privater freier Filmhersteller behaupten?„.
Auf methodischer Ebene nutzt die Arbeit sowohl den Ansatz der Gebrauchsfilmforschung als auch den der Production Studies. In der Dissertation wird somit auch den sozialen, ökonomischen und kulturellen Faktoren Rechnungen getragen, in denen die Filme entstanden sind. Ausgehend von dem im Filmmuseum Potsdam überlieferten Nachlass Kleins, der sowohl Filme als auch 1827 DIN A4-Seiten persönliche Arbeitstagebücher und zahlreiche Produktionsunterlagen umfasst, werden für die Untersuchung des Werks die Produktionskontexte der Filme analysiert und diese mit der Selbstdarstellung und den Informationen von Klein und seiner Arbeit in seinen Aufzeichnungen gegengelesen.

Update September 2020:
Die Dissertation ist am 23. September 2020 unter dem Titel „Ein Leben für den Film. Der freie Filmhersteller Horst Klein und das Film- und Fernsehschaffen in der DDR“ beim Büchner-Verlag erschienen.